Kankheit


WIE ALLES BEGANN

(die Schwester erzählt)

Es begann am 20.06.2006 als Alex wegen Verdacht auf Leistenbruch in den Krankenstandt ging. Die Vertretung von unserem Hausarzt schickte Alex wegen Verdacht auf Blinddarm oder Leistenbruch ins Krankenhaus Zams. Da diese aber nichts feststellen konnten, wollten sie ihn wieder arbeiten schicken.    

Unser Hausarzt meinte sogar, dass er sich die Schmerzen nur einbilde weil er vielleicht Streß in der Arbeit hat. Auch wurde uns ein Termin bei einem Orthopäden vorgeschlagen wo die Wartezeit jedoch 2 Monate gedauert hätte.

Nach einem Gespräch mit unserem Arzt, beschlossen wir ein weiteres Mal ins Krankenhaus zu fahren und eine CT-Untersuchung zu machen.

Nach der CT kam der Professor zu Alex und Mama und erklärte, dass es sich um eine ernste Krankheit handelt und er würde sich sofort mit dem Landeskrankenhaus Innsbruck in Verbindung setzen und uns später anrufen.

Im Laufe des Nachmittags tat er dies und forderte Mama auf,nochmals zu kommen, da er einen Termin mit Innsbruck am nächsten Tag um 11:00 Uhr vereinbart hatte.

Der nächste Tag:

Mama fuhr mit unsere Nachbarin nach Zams wo sie die Papiere und den Transportschein abholen sollte. Auf Mamas Frage, um welche Krankheit es sich handle, bekam sie eine "Boden wegreisende Antwort": Ihr Sohn hat einen Tischtennis-Ball großen Tumor auf dem Schambein, es wird eine harte Zeit auf Sie zukommen!"

Der Professor riet meiner Mama, Alex noch nichts von der schlechten Nachricht zu erzählen, er würde es noch früh genug erfahren. Mit diesem Wissen fuhr sie nach Hause und sofort mit Alex in das Landeskrankenhaus Innsbruck. Dort wurde er zuerst wegen der starken Schmerzen behandelt, da diese schon zu Hause für ihn völlig unerträglich waren, sodass er manchmal auf die Tür einschlug und auch nicht mehr wusste wie er schlafen sollte.

Weiters wurde ihm eine Gewebeprobe entnommen um zu sehen, ob der Tumor gut- oder bösartig ist. Auf den Befund warteten wir etwa 2 Wochen die Alex im Krankenhaus verbringem musste. Die Diagnose war niederschmetternd: Ein Ewing Sarkom, sehr selten und sehr bösartig - Heilungschancen sehr gering. Metastasen bereits im Kopf, Nacken, Schulter, Wirbelsäule und Becken!

(Erst im nachhinein wissen wir , dass dies schon so gut wie ein Todesurteil war)

In dieser Nacht schlief unsere Mutter bei Alex im Krankenhaus - es waren sehr viele Fragen von ihm zu beantworten worauf sie jedoch auch keine Antworten wusste.

Behandlung:

Operation unmöglich, da der Tumor ungünstig lag. Sofortiger Beginn einer Chemotherapie ( VIDE). Bevor man mit der Chemotherapie begann, hätte Alex die Möglichkeit gehabt noch einige Tage zu Hause zu verbringen, dies scheiterte jedoch gewaltig. Statt der Schmerzinfusion bekamen wir zu Hause Morphium-Tabletten, die er auf nüchternen Magen nicht vertrug und sich ständig übergab. Auch die Schmerzen hatten wir nicht im Griff- mitten in der Nacht hörte ich meinen Bruder wie er sich schmerzgeplagt im Bett welzte. Auch meine Massage half ihm nicht und wir mußte ihn wieder ins Krankenhaus bringen. Dort begann man auch gleich am darauf folgenden Tag mit der Chemo. Den ersten Zyklus vertrug er sehr schlecht. In den 3 Wochen die Alex nach Hause durfte, wurde er von uns sehr verwöhnt und erholte sich sensationell. Schon bald konnte er wieder mit seinen Kumpels los ziehen. Die Zeit in der wir Alex schmerzfrei sahen, genossen wir alle sehr. Auch die weiteren Chemos hat Alex problemlos gemeistert - wir haben ihn schon als Sieger im Kampf gegen den Krebs gesehen.

Nicht so toll war der schnelle Haarausfall ( dem wir mit einer ratika-Kur ein Ende machten, und eine Glatze rassierten), der Gewichtsverlust und die vielen Fieberblasen ( Herpes) im Mund.

Abschlussgespräch der Chemotherapie:

Hoffnungsvoll und zuversichtlich nahmen wir einen Termin bei dem Professor der Onkologie wahr. Mama, Alex und ich hörten dann Sätze wie:

- Chemo nicht wirklich angeschlagen

- könnte vielleicht mit Krebs leben aber nie ohne

- Amputation erforderlich ab Hüfte, jedoch unmöglich.

Alexanders größter Wunsch, war es wieder arbeiten zu gehen ( er war ein fanatischer LKW-Mechaniker-Lehrling) und diesen Wunsch wollte ihn der Professor auch nach einer 3-6 monatigen Therapiepause und Erholungsphase erfüllen. Jedoch wollte er vor diesem Beschluss noch Rücksprache mit einem anderen Professor aus der Hämatologie halten. Nach dieser Besprechung waren wir ziemlich erschüttert , jedoch Alex meinte: " Es gibt Schlimmeres, manche Leute sind ihr ganzes Leben im Rollstuhl!"

Nach drei Tagen erhielt meine Mama einen Anruf des Prof. der Onkologie und vereinbarte einen Termin für ein Gespräch mit dem Prof. der Hämatologie. Mit Papa, Mama und Alex fuhr ich auf ein Weiteres nach Innsbruck. Dieser Professor und sein Oberarzt erklärten uns wiederum folgendes:

- Heilungschancen vorhanden

- viele Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft

- Vorschlag einer Stammzelltransplantation. Ich als seine Schwester wäre der perfekte Spender, da ich weiblich, jung und gesund bin. Weibliche Zellen hätten Kämpfereigenschaften. Da soll es in der Kiste richtig rund gehen, meinte der Arzt. Die Frage ist nur, bin ich geeignet oder brauchen wir einen Fremdspender???   Natürlich willigten wir dem Versuch zu.

Zuerst mußte man noch eine autologene Stammzelltransplantation vornehmen. Die eigenen Zellen wurden ihm zwischen dem 5 und 6 Chemozyklus entnommen und wurden ihm 14 Tage vor Weihnachten 2006 wieder verabreicht.  Da die Blutwerte nie wie erwünscht waren, mußte er Weihnachten in der Klinik verbringen - wir natürlich mit ihm. Mein schönstes Weihnachtsgeschenk war, als Alex mir sagte: "Sabi, dein Blut passt!".  Jetzt wird mein Bruder wieder ganz gesund, dachte ich mir und das erste Mal konnte ich aus Freude weinen!

Am 22.01.07 wiederum Besprechung. Die Ärzte bestätigten uns, dass meine Stammzellen sogar zu 100% passen !!!

Zur Vorbereitung auf die Transplantation wurde Alexanders Blut vollständig ausgetauscht und auf meine Blutgruppe 0 positiv umgestellt. Dafür musste er 2 Tage vor mir in die Klinik. Ab dem 12.02.2007 bekam ich Spritzen, damit sich die Stammzellen aus dem Knochen ins Blut lösen. Nach 3 Tagen war es so weit, dass Alex meine Zellen bekam. Der Kampf war eröffnet - so hofften wir!

Ich werde nie vergessen, wie ich und Alex im Krankenhaus waren und einen Fernsehabend machten. Alex sagte mir: " Sabi, du rettest mir mein Leben". Diesen Satz höre ich noch heute und jedesmal wenn ich daran denke, kommen mir die Tränen weil ich nichts lieber getan hätte, als meinem Bruder ein gesundes Leben zu schenken!

Statt einem 3-wöchigen Aufenthalt durfte Alexander nach 11 Tagen nach Hause. Das hat es vorher noch nie gegeben. Die Ärzte waren voll des Lobes und Zuversicht!  Erst mußte er 2-mal die Woche in die Ambulanz zur Blut- und Allgemeinkontrolle und dann nur mehr 1-mal wöchentlich.  Alex fühlte sich immer wohlauf und konnte auch mal mit seinen Kollegen einen drauf machen.

Plötzlich, etwa im April, änderte sich die Situation: Alex hatte wieder Schmerzen im Schambeinbereich. Mama und ich glaubten fest daran, dass meine Zellen volle Arbeit leisteten und dies zu Schmerzen führte. Alex war anderer Meinung, er kannte die Schmerzen.

Nach einer weiteren CT- Untersuchung wussten wir dass Alex recht hatte und der Tumor keine Ruhe gab. Weiterbehandlung durch Strahlentherapie.  Ab 4. April 2007 fuhren wir täglich von Montag bis Freitag nach Innsbruck zur Strahlentherapie ( insgesamt 34 mal).  Am 6. Mai 2007 waren die Schmerzen ( in der Hüfte) so stark, dass wir am Abend in die Notaufnahme mußten. Am Montag rief Mama Alex in der Klinik an und fragte was die Ärzte sagten. Er meinte, sie solle sich das selbst anhören. Etwa eine Stunde später, traf sie im Umkleideraum auf den Professor, der sagte: " Wir können nichts mehr für Ihren Sohn tun, ich glaube wir werden ihn verlieren!" . Daraufhin ging Mama sofort zu Alex und fragte was die Ärzte zu ihm sagten. Seine Worte: " Mama, meine Uhr ist abgelaufen!".

Er erklärte Mama noch wo er begraben werden wollte .   

Die Schmerzbehandlung erfolgte mit einer Morphiumpumpe, welche jedoch auf Wunsch von Alexander auf Schmerzpflaster umgestellt wurde sodass er, am Freitag den 11. Mai 2007 nach Hause durfte.Er wollte noch schwimmen gehen, Rafting usw. darum lieber das Pflaster.Ohne Schmerzen ging es nicht, auch der Appetit war vollkommen weg. Alexander baute wieder total ab. Am 22. Mai 2007 bekam er fast keine Luft mehr und so mußte er mit Sauerstoff und Rettung wieder in die  Klinik. Noch am Abend wurde ein Röntgenbild der Lunge gemacht. Als Mama am nächsten Tag wieder in die Klinik kam, traf erneut den Professor, der sie fragte ob man einen Pfarrer hinzu ziehen möchte. Meine Mutter verneinte dies da Alexander den Glauben an Gott verloren hatte. Ab diesem Tag blieb Mama bei Alex in der Klinik. Tag für Tag konnten wir zusehen wie Alex immer schwächer wurde. Trotzdem hat er seinen Humor nie verloren. Auf seinem Wunsch hin, kamen noch Verwandte und Freunde zum verabschieden.

Der Abschied:

Alex konnte kaum noch seine Hand heben und er wog nur mehr ca.50kg. Er ließ es sich aber bis zum letzten Tag nicht nehmen, mit Hilfe von Mama auf die Toilette zu gehen. Auch versuchte er mit Hilfe meiner Cousine und meiner Tante einen Abschiedsbrief zu schreiben. Er wollte sich von jeden und allen die er kannte und die sein Leben begleitet haben verabschieden. Auch sagte er zu meiner Tante, dass er Angst vor dem Tod habe. Diese versprach ihm, dass sein Opa auf ihn warte und ihn abholen werde. Dieser verstarb am 27.05.76 und Alex wird auch in dessen Grab kommen.

Auch bei mir hat er sich verabschiedet. Er nahm mich in den Arm, küsste meine Wange und bedankte sich, dass ich immer für ihn da war. Dies werde ich mein Leben lang nie vergessen- eine Umarmung kann das Größte auf der Welt sein, vor allem von so einem besonderen Menschen!

Am Sonntag den 27.05.2007 um 21:50 Uhr ist Alex im Kreise seiner Familie friedlich und schmerzfrei von uns gegangen. 

 

 Ich glaube, dass wenn der Tod unsere Augen schließt,

wir in einem Licht stehen,

von welchem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist!

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Dieses Schild hat Alex von einem ganz besonderen Menschen bekommen und immer bei sich gehabt.

 

 

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